Ilse Kilic
Das sich selbst lesende Buch
ISBN: 978-3-85415-543-0136 Seiten, brosch., erschienen 2016,
zahlr. Illustrationen von Ilse Kilic
Im „Sich selbst lesenden Buch“ ringen mit der Autorin Ilse Kilic all jene Personen um Selbstbestimmung, die diese im Romanfigurenkabinett ihres Buches „Wie der Kummer in die Welt kam“ in Unsichtbarkeit zurückgelassen hat. Gemeinsam schreiben sie die Geschichte ihrer Erfinderin neu, um selbst schließlich in die „so genannte real existierende Wirklichkeit“ entlassen zu werden. Die Frage, was diese nun sei, und was Fiktion, zieht sich als roter Faden durch das an Mirabilien reiche Buch, in dem Buchstaben aus einer Wolke herabregnen, audiosensitive Haare aus den Ohren des erfundenen Babys Ilse Kilic wachsen oder ein ganzer Text zum Boot wird. Eingebettet in ein solches Universum sind Kurzerzählungen, Überlegungen, Betrachtungen und Dispute, die über Kummer, das süße Leben, „romantische Geschlechtsliebe“ oder resignierte Tüchtigkeit reflektieren und auf handfeste wirtschaftliche und soziale Widersprüche unserer realen Umgebungen verweisen. Dass „eine andere Welt möglich“ ist, davon kündet Ilse Kilics „Das sich selbst lesende Buch“ in vielen Stimmen. Ein Meisterstück fröhlicher Melancholie aus der Feder einer listenreichen und formfindigen Autorin.
Dieses Buch ist seinerseits von der Liebe zu Büchern erfüllt – und von einem Wunsch: „Ein Text sollte eigentlich kein Ende haben, sondern immer und immer weitergehen.“
(Sebastian Fasthuber, in: „Falter“, April/2016)
Zu einem Kunstwerk der Moderne gehört es, die Bedingungen seiner Herstellung zu reflektieren, zur Postmoderne dagegen ein souveräner Umgang mit bereits bekannten Erzählweisen. Ob es sich nun um ein Märchen, einen Thriller, eine Petition oder eine philosophische Betrachtung handelt, Ilse Kilic bedient sich dieser Genres mit scheinbarer Einfachheit, Virtuosität und Ironie.
Immer wieder nimmt sie auf ihr eigenes Werk Bezug; tatsächlich kann man ihre Bücher als ein einziges, großes begreifen. Die Belege dieser Intertextualität finden sich in ihrer eigenen Edition „Das fröhliche Wohnzimmer“ und zum größeren Teil im Ritter Verlag, der sich, das muss einmal gesagt werden, nicht nur dieser gewitzten, empfehlenswerten Autorin, sondern der österreichischen Experimentalliteratur insgesamt auf historisch schon bedeutende Weise annimmt.
(Wilhelm Hengstler, in: „Die Presse/Spectrum“, vom 28.10.2016)
„Das sich selbst lesende Buch“ präsentiert sich als wunderbarliche Wundertüte, nämlich eine umgestülpte, die die Welt in all ihren Regenbogenfarben aus ihr herauspurzeln lässt und dadurch das Unsichtbare sichtbar macht. Es sei ebenso wie alle weiteren Werke von Ilse Kilic angelegentlich empfohlen, selbst zu lesen!
(Günter Vallaster, Literaturhaus Wien, online-portal, www.literaturhaus.at/index.php)